Orgeln

Mehrere Orgeln befinden sich in den Kirchen unserer Kirchengemeinden. In der Stadtkirche St. Nicolai steht die große Heßler-Orgel von 1762 mit ihrem prächtigen Rokoko-Prospekt. In der Borbyer Kirche steht eine Schuke-Orgel von 1978. Auf der folgenden Seite finden Sie weitere Infos zu den Instrumenten.

 

Heßler-Orgel in St. Nicolai

 

Wie eine Krone erhebt sich der Prospekt der großen Orgel in St. Nicolai auf der Empore. Die Geschichte der heute bestehenden Orgel beginnt 1762 mit der Erbauung der Orgel mit 27 Registern auf zwei Manualen und Pedal durch den aus Thüringen stammenden Johann Georg Heßler auf der (heute nicht mehr vorhandenen) zweiten Empore als Stiftung des Kanzleirates und Bürgermeisters Friedrich Wilhelm Otte und seiner Ehefrau Dorothea Charlotte, geb. von Reventlow. Dies ist auf der Stiftertafel in der Mitte des Prospekts festgeschrieben.
1830 erfolgen moderate Umbauten und Anpassungen an das Stilempfinden der Romantik durch Marcussen und Reuter.
1877 fand eine klangliche und technische Überarbeitung durch Marcussen und Sohn statt, bei welcher u. a. eine neue Kastenbalganlage eingebaut wurde. Es folgten weitere Änderungen am Pfeifenbestand bis 1910.
Ein erster einschneidener Umbau fand 1929/30 durch Karl Kemper nach Plänen von Hans Henny Jahnn statt. Hierbei wurde ein neues schwellbares Oberwerk hinzugefügt und die alte Oberwerkslade wird dem bislang nicht vorhandenen Brustwerk zugeordnet. Die Klaviaturumfänge wurden erweitert, die Pedaltraktur und Registratur auf ein pneumatisches System umgestellt. Im Zuge dieser Arbeiten wurde die obere Empore entfernt und der Prospekt umorganisiert.
1964 fand erneut ein Umbau durch Emanuel Kemper statt: ein neuer Spieltisch mit neuer Spielmechanik und elektrischer Registertraktur wurde eingebaut und die Pedalwindladen wurden neu gebaut.
1975-1977 ersetzte Karl Schuke die kupfernen Prospektpfeifen von 1930 durch einen neuen Zinnprospekt und restaurierte den historischen Pfeifenbestand.
Infolge der Entfernung der Zwischendecke aus dem Turmraum, wo sich die Balgkammer befand, baut Klaus Becker 1985 das Untergehäuse und eine mechanische Registertraktur. Auch die Spieltraktur wurde in dem Zuge erneuert.

2010 wurde die Orgel von der Orgelbaufirma Mühleisen ausgereinigt und nachintoniert. 2019 wurde die Orgel von der selben Firma saniert. Dabei wurde die Spielmechanik zur Verbesserung der Spielbarkeit umgebaut (u. a. Neufestlegung der Übersetzungsverhältnisse, Änderung der Manualbelegung), die Registertraktur wurde elektrifiziert und eine Setzeranlage eingebaut. Außerdem wurde der Zimbelstern, welcher gut sichtbar ganz oben im Prospekt angebracht ist, hinzugefügt. 

Heute verfügt die Orgel über 37 Register und etwa 2500 Pfeifen. Ein Großteil der Pfeifen im Haupt- und Brustwerk sowie im Pedal sind noch aus dem Jahre 1762, während das Oberwerk geschlossen aus dem Jahre 1930 stammt. Die Orgel ist regelmäßig im Gottesdienst und in Konzerten zu hören.

 

I. HauptwerkII. BrustwerkIII. OberwerkPedal

Quintadena 16'

Rohrflöte 8'Quintade 8'Subbaß 16'
Principal 8'Principal 4'Salicet 8'Principal 8'
Gedackt 8'Spitzflöte 4'Gemshorn 4'Gedackt 8'
Octave 4'Octave 2'Nasat 2 2/3'Octave 4'
Flöte 4'Terzian 2fachRohrflöte 2'Nachthorn 2'
Quinte 2 2/3'Scharff 3fachTerz 1 3/5'Rauschpfeife 4fach
Octave 2'Krummhorn 16'Blockflöte 1'Posaune 16'
Terz 1 3/5'Regal 8'Scharff 4fachTrompete 8'
Mixtur 4-6fachTremulantKrummhorn 8'Klarine 4'
Zimbel 2fach Tremulant 
Trompete 8'   
Tremulant   

 

Koppeln: II/I, III/I, III/II, I/P, III/P

Spielhilfen: Jalousieschweller III

Effektregister: Zimbelstern

 

 

Als zweite Orgel verfügt St. Nicolai über eine Truhenorgel der Firma Babel (Gettorf) mit drei Registern.

Schuke-Orgel in der Borbyer Kirche

 

Seit vier Jahrzehnten erklingt unsere heutige Orgel regelmäßig und zuverlässig im Gottesdienst und zu Konzerten in der Borbyer Kirche. Im Jahr 1978 wurde sie von der Berliner Orgelbauwerkstatt Karl Schuke erbaut und am 2. Advent in einem feierlichen Konzert durch KMD Immo Wesnigk eingeweiht, der an der Aufstellung der Disposition maßgeblich beteiligt war und das Instrument über viele Jahre sachkundig betreute.

Aus Archivakten ist ersichtlich, dass diese Orgel das dritte Instrument in der Borbyer Kirche ist. Um 1834 erbaute der Orgelbauer Ohrt die erste kleine Orgel für unsere Kirche. Vorher dürften die Choräle ohne Begleitung gesungen worden sein, auch wurde das später verbreitete Harmonium ja erst um 1840 erfunden.

Bereits 1886 dachte man über ein größeres Instrument nach. Der Orgelbauer Marcussen aus Apenrade ist im Gespräch. Die nun zweite verbürgte Orgel stammt aus dem Jahr 1925 und wurde von der damals weltbekannten Firma Wilhelm Sauer aus Frankfurt/Oder erbaut. Dieses Instrument spielte gute 20 Jahre, aber bereits danach kam es zu ersten Umbauten und klanglichen Nachbesserungen.

Die damals gebräuchliche, pneumatische Spieltraktur (die sogenannte Röhrenpneumatik) wurde im Laufe der Jahre unzuverlässiger, so dass man in den 60er Jahren die Umstellung auf die rein elektrische Traktur vornahm, die nun ein präziseres Spiel möglich machte. Ältere Gemeindeglieder werden sich an diese Orgel wohl noch erinnern können, die nun auf der Chorempore zu beiden Seiten errichtet wurde und wo der Organist in der Mitte an einem freistehenden Spieltisch agierte. Dieser Umbau wurde von Orgelbauer Detlef Kleuker druchgeführt.

Die Freude war aufgrund der unzuverlässigen elektrischen Traktur auch hier nicht von langer Dauer, und so reiften Anfang der 70er Jahre Wünsche zu einem Umbau des Instruments. Vier Orgelbaufirmen beteiligten sich an der Ausschreibung. Der Kirchenvorstand entschied sich für einen völligen Neubau, der von der Firma Schuke vorgeschlagen und 1978 realisiert wurde. Sämtliches vorhandenes Pfeifenmaterial wurde kritisch geprüft und einige wertvolle und nur wenige Jahre alte Pfeifen wiederverwendet. So konnte z.B. das Fagott 16′ des Pedalwerkes und die Trompete 8‘ des Hauptwerkes übernommen werden.

Die Orgel verfügt seitdem über 20 Register auf zwei Manualen und Pedal:

 

I. HauptwerkII. SchwellwerkPedal

Prinzipal 8'

Holzgedackt 8'Subbaß 16'
Gedackt 8'Rohrflöte 4'Oktave 8'
Oktave 4'Prinzipal 2'Rohrpfeife 4'
Spitzflöte 4'Quinte 1 1/3'Fagott 16'
Nassat 2 2/3'Sesquialtera 2fach 
Oktave 2'Scharff 3fach 
Blockflöte 2'Trichterregal 8' 
Mixtur 3-4fachTremulant 
Trompete 8'  
Tremulant  

 

Koppeln: II/I, I/P, II/P

Spielhilfen: Jalousieschweller II, Dachschweller II