Der Neubeginn
Der Neubeginn
Am ersten Tag nach dem Sabbat
kommen früh ans Grab die Frauen,
wollen nach dem Toten schauen;
es ist noch dunkel in der Stadt.
Duftöl haben sie mitgebracht,
ihm zur Ehre, nach dem, was geschah,
auch Maria aus Magdala.
In ihr drin ist es tiefste Nacht.
Starr, leblos, wie tot fühlt sie sich.
Und sieht: Weg ist der große Stein!
Sie ist entsetzt: „Wo mag Jesus sein?
Wer hat ihn geholt?“ Sie weint bitterlich.
Die Grabkammer steht offen hier.
Sie beugt sich hinunter, sieht hinein:
Das Grab ist leer! „Das kann nicht sein!“
Sie sieht zwei Engel. Die sagen ihr:
„Ihr findet ihn nicht an diesem Orte.
Warum sucht bei den Toten ihr?
Er ist lebendig. Er ist nicht hier.
Erinnert euch an seine Worte
vom Leben in Gottes neuem Reich.
Dass er sterben wird und auferstehen.
Das Leben wird weitergehen.
Macht weiter! Gebt nicht auf sogleich!“
Maria versteht nicht. Sie ist verwirrt.
Sie dreht sich um und sieht: Da steht ein Mann.
Der fragt sie: „Frau, warum weinst du fortan?
Wen suchst du hier? Du hast dich verirrt.“
„Der Totengräber!“ denkt sie und fragt:
„Sag mir, wo hast du den Toten hin?“
Der Mann sagt: „Maria!“ Sie erkennt ihn,
ruft: „Jesus! Du lebst!“ Doch er sagt:
„Maria, rühre mich nicht an.
Sage den andern: Ich kehre voll Glück
zu meinem und eurem Vater zurück,
zu Gott, der Leben neu schenken kann.“
Und sie versteht: Sie muss ihn hergeben.
Er geht. Nun kann auch sie auferstehen
und muss nicht mehr nach hinten sehen,
findet den Weg zurück ins Leben.
***
Am ersten Tag der Woche gehen
von Jerusalem nach Emmaus
zwei treue Jünger von Jesus,
reden über das Geschehen.
Ein Mann nähert sich, grüßt sie und geht
mit ihnen den Weg, hört zu und fragt:
„Was habt ihr erlebt, das euch so plagt?
Erklärt mir doch, worum es sich dreht.“
Da bleiben sie traurig stehen.
Einer von ihnen fragt zurück:
„Weißt du denn nichts von dem Unglück,
von dem schrecklichen Geschehen?“
„Was war das?“ fragt der Fremde sacht.
„Das mit Jesus! Ein Prophet war der!
Große Dinge gesagt hat er
und unglaubliche Wunder vollbracht.
Die Priester hatten es abgesehen
auf ihn, sie haben ihn beschuldigt;
die Römer haben ihn gekreuzigt.
Vorgestern erst ist das geschehen.
Und wir hatten gehofft, er sei
gekommen, um uns zu erlösen
von den Römern, von allem Bösen.
Und plötzlich ist alles vorbei.
Doch heute Morgen, gar nicht lang her,
da ist Seltsames geschehen:
Frauen wollten nach dem Grab sehen.
Dies stand offen, und es war leer!
‚Jesus lebt‘, sagten Engel schlicht.
Auch Männer gingen, überzeugten sich:
Das Grab war leer! Ja, tatsächlich!
Doch gesehen haben sie ihn nicht.“
„Jesus hat das selbst so gewählt,
Gottes Plan war das Geschehen.
Ich helfe euch, es zu verstehen.“
Und der Mann erklärt und erzählt.
Die Zeit vergeht wie von allein;
sie kommen ins Dorf Emmaus,
der Fremde nimmt Abschied zum Schluss.
Doch die Jünger laden ihn ein:
„Bleibe bei uns! Der Tag neigt sich
und die Dunkelheit zieht heran.“
Ihre Einladung nimmt er an:
„Danke, gern, ihr seid gastfreundlich.“
Sie legen sich an den Tisch im Haus
zum Essen. Der Mann nimmt das Brot,
dankt Gott für Brot und Hilfe in Not,
bricht das Brot in Stücke, teilt es aus.
Da gehen ihnen die Augen auf.
„Es ist Jesus!“ Sie sind außer sich.
Doch da verschwindet er plötzlich,
die Gestalt löst sich vor ihnen auf.
Die beiden können es kaum fassen.
„Wie Feuer hat unser Herz gebrannt,
als er mit uns ging und unverwandt
uns alles hat verstehen lassen!“
Sie gehen nach Jerusalem, gehen
zurück zu den andern, es ist schon Nacht,
und erzählen, was sie glücklich macht:
„Wir haben Jesus gesehen!“
***
Die Freunde von Jesus treffen sich
am Abend. Sie trinken und essen,
sprechen vom Erlebten indessen.
Vor der Obrigkeit fürchten sie sich.
Die Tür ist verriegelt, sie sind ängstlich.
Maria erzählt vom Geschehen:
„Ich habe Jesus gesehen!“
Die anderen sind zögerlich.
Da erzählen, schon in der Dunkelheit,
die zwei aus Emmaus vom Geschehen:
„Wir haben Jesus gesehen!“
Die anderen sind noch nicht soweit;
das zu glauben, sind sie nicht bereit.
Da – sie trauen ihren Augen nicht –
erscheint Jesus aus dem Nichts und spricht:
„Friede sei mit euch allezeit!
Für euch habe ich einen Auftrag:
Sagt den Menschen, dass Gott sie liebt,
ihnen Frieden, Freude, Freiheit gibt
für ihr Leben mit ihm Tag für Tag.
Ladet alle in Gottes Reich ein.
Das sollt ihr ihnen weitergeben.
Und helft ihnen, danach zu leben.
Ich werde immer bei euch sein.“
Johannes 20,1-23 / Lukas 24,5-7.13-35 /
Matthäus 28,19+20
Martin Stährmann
(Buch „Jesus – Begegnen und Segnen“)